50 Jahre ackerbauliche Versuche in Obersiebenbrunn – ein halbes Jahrhundert im Dienst der versuchsdurchführenden Landwirtschaft
Obersiebenbrunn im Marchfeld feiert ein bedeutendes Jubiläum: Seit 1975 ist dieser Standort ein zentraler Ort für ackerbauliche Versuche in Niederösterreich – und hat sich in den letzten 50 Jahren zu einem der wichtigsten Selektionsstandorte für zahlreiche Kulturarten entwickelt. Ziel dieser kontinuierlichen Arbeit ist es, durch praxisnahe Versuchsreihen die besten Sorten für Winter- und Sommerkulturen zu entwickeln, zu selektieren und damit einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen heimischen Landwirtschaft zu leisten. Direktor DI Arno Kastelliz begrüßte als Hausherr die Gäste und sprach ein Plädoyer für die Pflanzenzüchtung.
Die Versuchsaktivitäten reichen heutzutage weit über Obersiebenbrunn hinaus: Gemeinsam mit landwirtschaftlichen Fachschulen in Edelhof, Gießhübl, Pyhra, Hollabrunn, Mistelbach und Warth werden sowohl konventionelle als auch biologische Anbausysteme in einem breiten Spektrum an Kulturen – darunter Getreide, Mais, Raps, Acker- und Sojabohnen – getestet. Im Fokus stehen dabei neben klassischen Sortenvergleichen auch innovative Versuchsformate wie Ertragsprüfungen, Saatstärken- Pflanzenschutz-, Düngungs-, Bewässerungs- und Bodenbearbeitungsversuche. Besonders bedeutend ist die Selektion von jungem Züchtungsmaterial unter realitätsnahen Bedingungen klimatisch verschiedenen Schulstandorten. Damit sind optimale Grundlagen für optimale Sortenselektion gegeben, betont Züchtungsleiterin DI Elisabeth Zechner.
Ein weiterer wichtiger Baustein sind neben der engen Zusammenarbeit mit der Saatzucht Edelhof und der AGES Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, die am Standort autorisierte Wertprüfungen und Landessortenversuche durchführen, Kooperationen mit verschiedenen Interessenten aus der Landschaft des österreichischen Pflanzenbaus. Auch wissenschaftliche Projekte – etwa mit der Universität für Bodenkultur und dem AIT Austrian Institute of Technology in Tulln oder anderen landwirtschaftlichen Fachschulen Niederösterreichs – bereichern das Versuchswesen.
Die Wurzeln dieses Erfolgsmodells liegen in der Vereinbarung zwischen dem damaligen Verband ländlicher Genossenschaften (heute RWA AG) und dem Land Niederösterreich, die am 1. Jänner 1975 in Kraft trat. Dadurch war eine Öffnung der Schulwirtschaften für die Durchführung von aktuellen Versuchsfragen möglich. Maßgeblich beteiligt waren Landeshauptmann Andreas Maurer, Landesrat Matthias Bierbaum, sowie Vertreter des VLG, Direktor Steinböck und Obmann Hofstätter. Ein Modell, das bis heute Früchte trägt!
Anlässlich des Jubiläums versammelten sich Vertreter:innen aus Landwirtschaft, Wissenschaft und Wirtschaft zu einem Rückblick und Ausblick auf die erfolgreiche Arbeit. Die Züchtungsleiterin der Saatzucht Edelhof, DI Elisabeth Zechner zeigte aktuelle Herausforderungen in der Getreidezüchtung, während DI Clemens Flamm als AGES-Vertreter Einblicke in laufende Wertprüfungen gaben. Weizenzüchter Lukas Koppensteiner berichtete über das Projekt WheatVIZ und die Möglichkeiten moderner Drohnentechnologie zur Erkennung von Hitzestress im Feld.
Ein besonderer Dank gilt den vielen engagierten Persönlichkeiten, die den Standort über Jahrzehnte geprägt haben – darunter der ehemalige Landesgüterdirektor Josef Rosner, sein Nachfolger Erhard Kührer, RWA-Legende Erwin Arocker, Züchtungsexperte Hubert Hofbauer und alle Personen, die ihre Tätigkeit dem Versuchswesen widmeten, Pflanzenbau- und Saatgutexperten Philipp Karoshi, Jakob Moser, Rudolf Haydn aus der RWA-Organisation und Prof. Hermann Bürstmayr, Universität für Bodenkultur. Die Direktoren der Landwirtschaftlichen Fachschulen Niederösterreichs, von Saatgut Austria und AGES wurden für die langjährige und partnerschaftliche Zusammenarbeit gewürdigt.
Die vergangenen 50 Jahre in Obersiebenbrunn stehen beispielhaft für gelebte Kooperation zwischen Schulen, Forschung und Praxis – mit einem klaren Ziel: Landwirtschaft zukunftsfähig zu gestalten.